Erkenntnisse aus der Forschungsarbeit des Teilvorhabens

Während der Projektlaufzeit haben sich zentrale Rahmenbedingungen der Forschungsarbeit im Teilprojekt Energieszenarios und Energiebilanzen verändert: 

  • Änderung der Fördersystematik des EEG im Jahr 2014 und Senkung der EEG-Vergütungssätze unter den Verbraucherpreis

Mit der Umstellung der EEG-Förderung auf das Ausschreibungsverfahren hat sich die Nachfrage nach Flächen grundsätzlich verändert. Sie konzentriert sich nun nur noch auf die Flächen, bei denen eine Förderung aufgrund guter Rahmenbedingungen (gutes Energieangebot, geringe standortbezogene Kosten) wahrscheinlich ist. Die mit der Umstellung einhergehende Senkung der EEG-Vergütungssätze hat zu einer starken Abnahme der Neubauaktivität, insbesondere im Bereich großer PV-Anlagen geführt. Die bis dahin erarbeiteten Szenarienannahmen wurden vor diesem Hintergrund in Frage gestellt. 

  • Ergebnisse neuer Untersuchungen zur Flächennachfrage durch WKA 

Neue Untersuchungen belegen, dass bei derzeitiger technischer Weiterentwicklung hinreichend Flächen für das Erreichen der Ausbauziele Wind zur Verfügung stehen. Damit stellen sich neue Optionen zur bundesweiten Lenkung der Ausbauvorhaben, die über die hier angestrebte regionale Betrachtung hinausgehen.

  • Positionierung der Praxispartner bzgl. der Erfordernisse von Szenarien

Die Bedeutung regionaler Energieszenarien für die lokale Flächenpolitik ist gering. Kommunen in den Praxisregionen konzentrieren ihre Arbeit auf die räumliche Steuerung der Ansiedlungsansinnen Dritter. Informationen über den lokalen/regionalen bilanziellen Ausgleich von Angebot und Nachfrage nach Strom fließen in diese Prozesse nicht ein. Ähnliches gilt für Szenarien zur Ausgestaltung der lokalen Energiewende. 

  • Fehlende räumliche Bezüge und Raumdaten

Die für die szenarische Fortschreibung und Bilanzierung erforderlichen Daten zur Struktur und Kapazität der betreffenden Netze sowie die Daten zur räumlichen Verteilung der Energienachfrage(dichte) waren den Bearbeitern des Teilvorhabens nicht zugänglich. Hierbei handelt es sich um datenrechtlich geschützte Informationen, die ausschließlich von den Netzbetreibern verwendet und nicht zur Verfügung gestellt werden. Die zu erwartende Aussagequalität auf Basis von Näherungsdaten reicht nicht, um auf kommunaler Ebene räumliche Energiebilanzen aufzustellen. 

Die Arbeit an regionalen Energieszenarios sowie an der Selektion von Einflussfaktoren regionaler Energiebilanzen wurde deshalb zugunsten der Entwicklung von Steuerungsmöglichkeiten reduziert. Der Schwerpunkt der Arbeit konzentrierte sich daher auf die Frage der flächenoptimierten Steuerung der EE-Produktion. Im Fokcus stand die ganzheitliche Bewertung von Nutzungsoptionen für Flächen.

Energieflächenrating: Instrument zur Bewertung von Nutzungsoptionen

Vor diesem Hintergrund wurde als Instrument zur Unterstützung der regionalen Energieflächenpolitik der Prototyp eines Energieflächenrating entwickelt. 

Das Energieflächenrating ist ein Bewertungsverfahren für Flächen, mit dem die Eignung einer Fläche für die Gewinnung regenerativen Stromes aus Solar- oder Windkraft beurteilt werden kann. Im Gegensatz zu reinen Potenzialkarten bezieht das Energieflächenrating Kostenfaktoren der Erschließung und Nutzung der Energie ein.

Methodisch beruht das Verfahren auf einem Punktbewertungsmodell. In diesem werden Bewertungskriterien auf Basis der Daten der betrachteten Fläche benotet und die entstehenden Teilnoten über Gewichtungen zusammengefasst. Die Endnote erlaubt einen systemübergreifenden Vergleich dieser Potenziale. Diese Informationen helfen, Standorte für die Gewinnung regenerativer Energie zu vergleichen und anhand der Ergebnisse des Systemvergleiches die optimale Nutzung zu identifizieren. Die Endnote kann zudem verwendet werden, um die Potenziale für die Gewinnung regenerativer Energie räumlich abzubilden. Die Kriterien, Gewichtungen und Notenfindungen des Verfahrens sind vorgegeben und werden in einem Leitfaden erläutert.

Der vorliegende Prototyp konzentriert sich auf Flächen außerhalb von Siedlungsbereichen und erlaubt den Vergleich zwischen den Nutzungen Windkraftanlage oder PV-Freiflächenanlage. Er enthält ein Grundset an Kriterium zur Bewertung der Flächen, die anhand frei verfügbarer Daten bewertet werden können. Das Ergebnis zeigt aus diesem Grund nur eine Annäherung an das tatsächliche Flächenpotenzial und beinhaltet im Detail Ungenauigkeiten in der Aussage. Es ersetzt keine Planung z.B. im Sinne einer raumordnerischen Abwägung von Flächen. Für eine höhere Aussagekraft ist die Erweiterung des Kriteriensets geplant. Dann werden kostenpflichtige Daten genutzt, deren Vergütung noch abschließend geklärt werden muss.

Anwendung und Zielgruppen

Die systemübergreifende Bewertung richtet sich an kommunale Planer und bürgernahe Projektgesellschaften. Beiden ist gemein, dass sie über geringe zeitliche und finanzielle Möglichkeiten verfügen, aber dennoch die Errichtung von Anlagen steuern, planen oder sich an derartigen Vorhaben beteiligen wollen. Die Anwendung des Energieflächenratings ist frei zugänglich und kostenfrei.


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Ansprechpartner/in

Prof. Dr. Matthias Koziol
BTU Cottbus
Tel.: +49(0) 355 693 906
E-Mail

Jörg Walther
BTU Cottbus
Tel.: +49(0) 355 693 107
E-Mail

Cornelia Siebke
BTU Cottbus
Tel.: +49(0) 355 692 737
E-Mail
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Broschüre
Flächenscout. Informationen zur regionalen Energieflächenpolitik

Leitfaden
Leitfaden zur Nutzung des Energieflächenrating

Bewertungsblatt
Bewertungsblatt für das Energieflächenrating

GISEK-Testauswertungen für eine Modellregion